Nanotechnologien und die Früchte des Mangobaums
Dr. Fauzi Bowo ist erst seit drei Monaten Botschafter Indonesiens in der Bundesrepublik Deutschland. Einen seiner ersten Besuche in Deutschland widmete er nun der TU Ilmenau. Anlass ist die bevorstehende Gründung der „International University Liaison Indonesia (IULI)“ in Jakarta. Die TU Ilmenau initiierte die Gründung der neuen Universität, koordiniert das Gesamtvorhaben und exportiert eigene Studiengänge. An der internationalen Universität in Jakarta sind zunächst zwölf renommierte Hochschulen aus fünf Ländern beteiligt.
Der Indonesien-Beauftragte der TU Ilmenau, Prof. Heinrich Kern, war wesentlich an der Vorbereitung der Gründung beteiligt. Erst vor wenigen Tagen ist er gemeinsam mit Rektor Professor Peter Scharff, in Indonesien gewesen, um letzte entscheidende Gespräche im dortigen Erziehungsministerium zu führen. Jetzt ist die Universitätsgründung auf der Zielgerade.
Auf indonesischer Seite liegt die Koordination in den Händen des Vorsitzenden der Trägerstiftung der IULI, Dr. Ilham Habibie. Er ist der Sohn von Dr. Bacharuddin Habibie, der als Staatspräsident Indonesien in die Demokratie geführt hat. Ilham Habibie wurde in Aachen geboren, ging in Hamburg zur Schule, studierte in München und wurde dort auch promoviert. Er ist, wie sein Vater, Flugzeugingenieur. Er berät die Regierung seines Landes in Fragen der Wirtschaft und Wissenschaft und ist Mitglied der Handelskammer Indonesiens.
Aus gegebenem Anlass hielt Habibie heute einen Vortrag zum Thema „Forschung, Technologie und Innovation – Gedanken zu einer langfristigen deutsch-indonesischen Zusammenarbeit“. Botschafter Dr. Fauzi Bowo rundete diesen mit einem Koreferat ab. Wie Habibie ist er Luftfahrtingenieur. Beide hielten ihre Vorträge in exzellentem Deutsch.
Einleitend betonte Rektor Professor Peter Scharff, dass sich die TU Ilmenau Internationalität auf die Fahnen geschrieben habe. Dies sei so, weil das zu einer Universität per se gehöre, und weil die TU Ilmenau keine regional aufgestellte Einrichtung sei, sondern weltweit agiere und dabei Verantwortung für die Menschheit mittrage. Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass mit Indonesien ein so bedeutendes Land mit einer aufstrebenden Volkswirtschaft den gemeinsamen Weg einer Universitätsgründung gehe. In diesem Sinne hielt Staatssekretärin Hildigund Neubert in Vertretung von Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht ein Grußwort.
Zur Bedeutung seines Landes und seiner Volkswirtschaft gab Ilham Habibie anschließend ausführlich Auskunft. Als viertgrößtes Land nach der Bevölkerungszahl, mit einer Geografie entlang des Äquators und einer Ausdehnung von West nach Ost über 5000 Kilometer ist Verkehrsinfrastruktur eine besondere Herausforderung. „Mit 17.000 Inseln, die zum Staatsgebiet gehören, sind Luft- und Seeverkehr für uns so bedeutend, wie für andere Länder Autobahnen und Eisenbahnschienen“, so Habibie.
Die Volkswirtschaft Indonesiens ist in der Tat bedeutend. 250.000 Indonesier leben in den Land, 60 Prozent davon unter 30 Jahren. Mit einem Bruttosozialprodukt von etwa einer Billion Euro steht Indonesien auf Platz 15 in der Welt. Bis 2030, so prognostizierte Habibie, werde die indonesische Volkswirtschaft auf Platz sieben aufgerückt sein. Der überwiegende Teil des Bruttosozialprodukts wird ausschließlich im Inland erwirtschaftet. Die Exportwirtschaft ist relativ gering.
Bei der Gründung der „International University Liaison Indonesia (IULI)“ setzt Ilham Habibie vor allem auf moderne ingenieurwissenschaftliche Studiengänge und eine regen Austausch von Studenten und Wissenschaftlern. Besonders auf die Nanotechnologien setze er große Hoffnung. Anhand eines Beispiels zeigte er auf, dass diese selbst für die Produktion von Mangofrüchten von hoher Bedeutung sei, nämlich um hohe Qualitätsstandards für den Export der Früchte gewährleisten zu können. Als weitere interessante Themen nannte Habibie die Energieversorgung, Biotechnologien, aber auch Automobiltechnik.
Botschafter Dr Fauzi rechnet damit, dass die neue Universität IULI ein Magnet nicht nur für indonesische Studenten werde. Die Gründung sei für den gesamten ASEAN-Raum bedeutsam. Darüberhinaus lud er die innovativen Firmen Thüringens dazu ein, in seinem Land zu investieren: „Wir brauchen Investoren, die bei uns beste Bedingungen vorfinden.“ Die 25 Indonesier, die gegenwärtig an der TU Ilmenau studieren, rief er auf, die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern mit zu pflegen.
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